Moin meine lieben Quickly-Freunde. Diese Geschichte könnte hoffentlich bei eurer nächsten Fehlersuche in Sachen „meine Quickly läuft nicht“ etwas hilfreich sein. Also, was war passiert?
Hans seine Quickly wollte einfach nicht mehr anspringen und laufen. Zündfunke war da und er hat alles Mögliche weitere versucht um den Fehler zu finden; von Vergaser reinigen bis Auspuff ausbrennen. Auch das Dekompressionsventil war unter Verdacht. Kein Erfolg und Hans blieb nur noch Enttäuschung und Ratlosigkeit. Selbst zu dritt an unserem „Schraubertag“ hatten wir keinen richtigen Erfolg. Die Quickly lief kurz im Stand und am nächsten Tag wieder keinen Mucks !?
Das kann doch nicht sein. Eine Quickly muss man doch zum Laufen bekommen sagte ich Hans und drängte ihn förmlich mir seine Quickly auf den Hof zu stellen. 3 Dinge braucht die Quickly sagte ich mir: Kraftstoffgemisch, Zündung und Kompression. Muss doch laufen….
Also ganz pragmatisch an´s Werk. Hans hatte den Vergaser gecheckt, neue Zündkerze und Kondensator hatte er auch schon drin. Zündfunke ist ja auch gut zu sehen.
Also zuerst die Zündung: Zündfunke ist da, Kontaktabstand Unterbrecher 0,4mm O.K., Kerze neu mit 0,8mm Abstand O.K., Zündzeitpunkt mit Messuhr geprüft und mit 2,2mm vor OT auch O.K. Zündspule mit dem Multimeter über das Zündkabel gemessen und mit meiner verglichen. Beide 5,5 kOhm.
Quickly zündet aber läuft nicht. Als nächstes der Vergaser. Der Gaszug von Hans passte nicht in meinen Vergaserdeckel. Ich habe noch den alten Tip-Vergaser und Hans den neueren Schieber-Vergaser. Trotzdem: meinen Vergaser raufgebaut, Hans Quickly gestartet und an meiner Quickly Gas gegeben. Ist etwas umständlich aber das war´s auch nicht. Dann sicherheitshalber noch den Tank tauschen aber das war´s auch nicht. Also: Alles was mit Kraftstoff zu tun hat war getauscht und dennoch kein Erfolg.
Nachdem ich das noch mal komplett ohne Auspuff versucht habe, habe ich mir den Zylinder und Kolben angeschaut. Ist mit der Kompression alles in Ordnung? Beim Antreten habe ich eine gefühlt gute Kompression. Zylinderwand leichte Riefen, aber O.K. Kein Spiel im Kolbenbolzen und im Pleuellager. Sehr gut. Kolbenringe etwas unter Maß; die müssen mal neu. Im Kurbelgehäuse hatte sich von den vielen Startversuchen Benzin gesammelt; das habe ich mit einer kleinen Spritze rausgesogen. Dann habe ich noch die Zylinderkopfdichtung um 180° gedreht um das Deko-Ventil auszuschließen. Wieder kein Erfolg. Zündfunke ist da und trotzdem bleibt die Kerze nass und die Quickly läuft nicht. Was ist hier los. Das kann doch nicht sein. Oder sollte doch die Kerze unter Kompression nicht funken???
Radikalmaßnahme: Ich habe ja meine laufenden Quickly in Reichweite. Ich habe dann als „Akt der Verzweiflung“ meine Zündplatte komplett ausgebaut und bei Hans eingebaut. Zündzeitpunkt noch eingestellt und siehe da: die Quickly läuft. Hurra! Vergaser, Tank etc. wieder alles zurückgebaut. Läuft immer noch. Es ist also die Zündung; und ein neuer Kondensator war schon drin. Dann kann es doch nur noch die Zündspule sein, obwohl wir alle einen großen Zündfunken gesehen haben.
Ich hatte noch eine Zündspule (NOS) in meinem Teilelager die ich dann eingebaut habe. Und siehe da: das war´s. Zündfunke ist also nicht gleich Zündfunke. Jetzt konnte ich auch gut den Unterschied zu vorher sehen. Mit der alten Zündspule hatten wir einen recht großen gelben Zündfunken; mit der neuen einen eher kurzen, leicht bläulichen Zündfunken den man teilweise auch hören konnte.
Was habe ich daraus gelernt: traue keinem Zündfunken und wenn die Kerze feucht bleibt erst recht nicht. Man hätte vielleicht auch die Zündspule rein aus Altersgründen erneuern können, aber der Funke sah doch gut aus und ich hätte euch nicht solch eine nette Geschichte schreiben können…
Was habe ich falsch gemacht und wie ist die Physik dazu:
Ich habe einfach nur die Sekundärwicklung gemessen und gesehen das die Kerze funkt. Das reicht im Fehlerfall aber nicht. Am Besten geht so etwas auf einem Prüfstand den man normalerweise nicht hat. Mit dem Multimeter kann man auch nur statisch die Widerstände messen. Dafür muss dann aber auch das Kabel der Primärwicklung vom Kondensator abgelötet werden um diese separat zu messen. Hier bewegen wir uns aber im Bereich unter 1 Ohm. Also sehr schwierig hier einen Windungsschluss einwandfrei zu diagnostizieren.
Eine Zündspule ist eigentlich recht einfach aufgebaut; ähnlich einem Trafo gewickelt. Aber bei der Zündspule wird der Primärkreis bei jeder Umdrehung kurzgeschlossen und das aufgebaute Magnetfeld um die Spule entlädt sich über den Sekundärkreis; also über die Zündkerze gegen Masse. Wichtig ist hier aber nicht nur die Tatsache das es funkt sondern das hier auch viel Energie über die Zündkerze entladen wird (blauer, kräftiger Funke). Wir brauchen ja die Zündtemperatur für das Kraftstoffgemisch. Für diejenigen die hier noch tiefer einsteigen möchten habe ich auch eine Literaturempfehlung: „Der Kupferwurm“ von Carl Hertweck. Auf Seite 251 geht´s los. Sehr interessant und empfehlenswert!
Weiterhin viel Spaß mit euren Quicklys !
Euer Helmut Lembke